Weinbau Uwe Schiefer (Südburgenland)

Zu Gast bei Uwe Schiefer – ein Text von Matthias Dathan

oesterreichschiefer1_220x189Uwe Schiefers Weinbau-Heimat ähnelt sehr meiner sächsischen Heimat. Auf knapp 400 ha erzeugen über 2400 Kleinwinzer Wein, nur 20 davon im Haupterwerb. Eine gemeinsame Linie, das Gebiet Südburgenland nach vorn zu bringen, gibt es nicht, Kleinstreitereien dagegen umso mehr. Herauskristallisiert hat sich eine Handvoll Winzer, welche extrem gute Blaufränkisch am Eisenberg erzeugen. Dieser ragt aus der Landschaft heraus und bietet enormen Weitblick bis tief in die ungarische Tiefebene. Bis auf 415 m hinauf ragen steile Lagen, welche von eisenhaltigem Schiefer geprägt sind. Lagen wie Reihburg und Szapary haben Uwe Schiefers Kultstatus geprägt. Kein Winzer schafft es, derart burgundisch, mineralische Blaufränkisch zu erzeugen. Hier und an den kleinen Weinbergsinseln Tschaderberg und Königsberg bewirtschaftet der Nebeneinsteiger, welcher schon Chefsommelier im Steirereck war, insgesamt 13 ha Weinberge.
Am Eisenberg erzählt uns Uwe Schiefer von den Mühen mit Landräten und Mitbewerbern, um den Eisenberg wieder von „Puszta“, also verbuschten Flächen zu befreien und gänzlich aufzureben. Mittlerweile selektioniert er alte Stöcke und pflanzt in Einzelstockkultur die steilen Hänge wieder auf. Die Weinberge werden ökologisch bewirtschaftet, die Unterstockpflege erfolgt händisch.

oesterreichschiefer3_220x189Der Prophet gilt oft wenig im eigenen Land, mittlerweile werden fast 70% seiner Weine exportiert. Solche Quoten kennt man hierzulande nur an der Mosel.
Der Ausbau der Rotweine erfolgt in großen alten Holzfässern, nur die Spitzenweine lagern in 500l und 300l Fässern. Der Anteil neuer Fässer geht mittlerweile gegen null, auch hier wird viel Wert auf Reintönigkeit und Finesse gelegt. Neben Blaufränkisch hat sich Uwe Schiefer auch der Erzeugung sehr eigener Weißweine verschrieben. Diese „weisser Schiefer“ genannten Gewächse entstehen aus Welschriesling, Weißburgunder und Grüner Veltliner, ähneln aber aufgrund ihres Ausbaus eher Burgundern. Fast ungeschwefelt und zum Teil maischevergoren suchen sie Ihresgleichen in der Weißweinwelt Österreichs.
Am Vorabend hatte uns Uwe Schiefer ins Restaurant Csencsits nach Harmisch eingeladen. Absolut in „the middle of nowhere“ gelegen überraschte uns modernste Küche in zeitgenössisch geradliniger Interpretation. Uwe plauderte aus seinem Leben, wie er 1995 den ersten Weingarten pachtete, dann 1997 den ersten Keller mietete und schliesslich2004 den Gutshof und sein heutiges Weingut baute. Man spürte hautnah seinen Enthusiasmus und seine Leidenschaft für die Region. Dazu ließ Uwe Schiefer „gereiftere“ Weine servieren:

Verkostungsnotizen

2011 Weisser Schiefer
85% Welschriesling, 10% Weissburgunder, 5% Grüner Veltliner – keine Maischestandzeit, spontan vergoren;
mittlere Struktur, schöne Frische, Lindeblüte, Waldhonig, kräutrige Töne, feine Säure, sehr elegant (89-90 MP)

2007 Weisser Schiefer „M“
WR+GV+WB+GB – abgebeert und maischevergoren, 14 Monate Holzfass, nur minimaler Schwefel; geröstetes Brot, etwas Honig, karamellisierte Nüsse, dabei extrem lebendig, feinste Säurestruktur 91 MP

2009 BF Szapary
2,2 ha Stockkultur, Schiefer und etwas Quarz auf 390 m Höhe gewachsen;
viel Veilchen, sehr seidig, tolle Länge (92-93 MP)

2006 BF Reihburg (das Flaggschiff!)
Graphit, Veilchen, etwas Blut, sehr fleischig, etwas Schoki am Gaumen, trotzdem schlank, feinste Säure, sehr stringent! (95 MP)

Am nächsten Morgen ging es nach tollem Frühstück mit atemberaubendem Ausblick direkt in die Weinberge und später nach Welgersdorf in das Weingut. Hier verkosteten wir aus den Fässern und Tanks. (alle folgenden Weine Fassmuster)

2012 Weisser Schiefer
etwas Lindenblüte, feine Säure, schon sehr angenehm zu trinken (87 MP)

2012 Weisser Schiefer „S“
Vergärung im alten kleinen Holzfass, nur gesundes Lesegut;
etwas Orangen, Zitronenschale, saftiger Schmelz, noch jung und hefegeprägt, markante Säure, Dosenananas, weißer Pfeffer, sehr elegant (90 MP)

2012 Weisser Schiefer „M“
60%WR, 20% GB, 15% WB, 5% GV, 42 Tage Maischegärung im 1200l-Fass, ungeschwefelt; leichter Orangenton, Orangenzeste, feine nussige Art, Akazienhonig, etwas Tannin, Melone im Nachhall schwarze Nüsse, tolle Länge (92 MP)

2011 Weisser Schiefer „M“
hochfeine Melone, sehr konzentriert, feinste Trockenfrüchte tolle Länge (93 MP)

2012 BF Südburgenland (Fassmuster 1)
sehr tintig, feine Blaubeere, etwas Kirsche, eher jüngere Anlagen (87 MP)

2012 BF Südburgenland „ Königsberg“ (Fassmuster 2)
sehr feine Kirsche, etwas Pflaume, geniale Tanninstruktur, sehr frische Säure, tolle Länge (88 MP)

2012 BF Südburgenland „ Tschaderberg“ (Fassmuster 3)
eher kräutrig, feine Würzaromatik, kirschfruchtig, fester Tanninkern (87 MP)

2012 BF Pala
1950 gepflanzt, auf ungarischem Territorium, daher EU Tafelwein;
Nuancen von Orangenschale, feine Pikanz, schöne Säurestruktur, frisch, würziges Finish (89-90 MP)

2012 BF Szapary
kleiner Stinker (Böckser), noch reduktiv, Tinte, Graphit, feine Kirsche, schwarzer Pfeffer, sehr fleischig, Wildkirsche im Nachhall (94 MP)

2012 BF Reihburg (Fassmuster 1)
Ausbau im neuen (600l) Halbstück aus heimischer Eiche;
dunkle Kirsche, Bitterschokolade, enorme Länge, dabei druckvoll und elegant zugleich, ganz großer Stoff! (95-96 MP)

2012 BF Reihburg (Fassmuster 2) „Charmes“
von Uwe Schiefer selbst „mit Füßen getreten“ wie am Douro!
Buchsbaum, etwas Minze, kräutrige Nase, sehr dunkle Aromatik, etwas Teer, viel Graphit, extrem spannend, würziges Finish (97 MP)

Danach gab‘s noch die Weine des Jahres 2011:

2011 BF Südburgenland
sehr trinkig, etwas dichter als 2010, gute Länge (86 MP)

2011 BF Pala
schöne Würze, fast etwas kühl wirkend, sehr langes Finish (90 MP)

2011 BF Szapary
viel dunkle Frucht, etwas Schokolade, noch sehr jugendlich, elegante Holzwürze (92-93 MP)

2011 Merlot „M“
ja auch das gibt’s, und er ist bei weitem kein schlechter! Sehr konzentriert, aber frisch, feine Pikanz, sehr lang! (91 MP)

2011 BF Reihburg
sehr schöne Eleganz, etwas Schokolade, tolle Säurestruktur, ein Wein mit großem Potenzial, wird im Oktober 2013 gefüllt (94 MP)

Wir verließen das Weingut mit hausgemachtem Kürbiskernöl, edelsüßem Paprika und dem schönen Gefühl, einen der interessantesten und charismatischsten Winzer Österreichs im Programm zu haben!

Text: Matthias Dathan

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