
Weingut Anita & Hans Nittnaus (Neusiedlersee)
Leise Finesse aus dem Burgenland
„John“ Nittnaus gilt als Vordenker und Pionier für hochwertige Blaufränkisch aus dem Burgenland. Schon Ende der 90er Jahre erkannte er das Potenzial der Weinlagen am Leithagebirge und kaufte Lagen zum Portfolio der Weinbergslagen rund um den Heimatort Gols. Mittlerweile werden 10 ha beste Lagen rund um Jois am Leithagebirge bewirtschaftet. Diese werden im Untergrund von Schiefer und Kalkstein geprägt. Kalkstein? Ja, das Leithagebirge ist der letzte Ausläufer der Alpen und schützt die nach Südost ausgerichteten Weinberge vor zu viel Regen. Die besten Lagen befinden sich am Tannenberg oberhalb von Jois, wo mittlerweile selbst die besten Winzer der Region ihre besten Weine erzeugen, z.B. Josef Umathum und Gernot Heinrich. Diese Parzellen sind mit Blaufränkisch und Chardonnay sowie Pinot blanc bestückt.

Insgesamt werden 30ha bewirtschaftet, der Keller hat ein Fassungsvermögen von 167.000 Litern.
Bei allem wirkt „John“ Nittnaus recht ruhig, überlässt zwar nichts dem Zufall, weiß aber, auf was er mittlerweile zählen kann.
Wird er im Gespräch redseliger, verrät er schon mal Details und auch seine Liebe zur Jazzmusik und zum Fußball. Die Familie Nittnaus steht dabei trotzdem an erster Stelle und bewies auch enorme Gastfreundschaft.
Unsere gemeinsame Weinprobe im Weingut:
2012 Heideboden weiß
100% Weissburgunder, wie alle Weine spontanvergoren, Ausbau im Edelstahl;
kräuteriger Duft, gelbe Äpfel, leicht süß unterlegte Frucht, etwas Lindenblüte, am Gaumen feine Säure, sehr präzise gearbeitet, noch jung und astringierend, schlank mit schöner Länge (85 MP)
2012 Leithaberg weiß DAC
100% Chardonnay; Duft nach Haselnüssen, sehr geradlinig, mittlerer Körper, etwas Ananas, fast burgundische Säurstruktur, noch jung und verschlossen am Gaumen, langer Nachhall bei salziger Mineralität (88 MP)
2011 Zweigelt
zarte Blaubeere, etwas Holunder, Nussschokolade, eher schlank, feine Säure, dunkelfruchtig am Gaumen, Waldbeeren, Walnuss, feine Länge, elegantes Finish (86 MP)
2011 Heideboden
60% Zweigelt, 20% Blaufränkisch, 10% Merlot, 10% St. Laurent
feine Süßkirsche, kräutrige Noten, recht smooth, schöne Länge, sehr eleganter fruchtiger Nachhall (87 MP)
2010 Blaufränkisch Kalk und Schiefer (Lagen im Leithagebirge)
sehr tintig, Graphit und Veilchen in der Nase, sehr schöne, frische Säure, schlank, feine Kirschnote, tolle Länge (88 MP)
2011 Blaufränkisch Kalk und Schiefer (Lagen im Leithagebirge)
etwas gehaltvoller als 2010, Veilchen, etwas Lakritz, Minze, schöne Dichte, etwas kräftiger im Tannin, sehr gutes Entwicklungspotenzial (89 MP)
2011 Blaufränkisch Leithaberg DAC
Graphit, dunkle kleine Früchte, sehr jung, tolle Säurestruktur, geradlinig, viel Mineralität am Gaumen, feine Länge (90+ MP)
2011 Pannobile rot
60% BF, 40% ZW; feinste Kirschfrucht, etwas Bitterschokolade, mittlere Dichte, perfekt eingebundenes Holz, sehr lang im Nachhall (89 MP)
2008 Comondor
40% Merlot, 30% BF, 30% ZW, Kultklassiker, 1990 das erste Mal erzeugt, außer 1995, 1996, 2010
feine Minze, Lakritz, Schwarzkirsche, sehr saftig, feine Holzwürze, sehr elegant, würziger Nachhall (92 MP)
2009 Comondor
etwas balsamig, feine frische Art, etwas Tabak (93 MP)
Zum Abendessen im Restaurant Zur Dankbarkeit erfreute uns die Familie Nittnaus mit gereiften Weinen in Magnumflaschen, welche perfekt zur pannonischen Küche passten:
2005 Leithaberg Chardonnay
extrem lebendig, feinste Ananasaromen, kein Holz mehr spürbar, elegant mit perfekter Säure und langem Nachhall (88 MP)
2004 Blaufränkisch Leithaberg
feine Kräuterwürze, tintig, geniale Frische, sehr finessenreich, und perfekt gereift! (92 MP)
2002 Trockenbeerenauslese
Pinot Blanc & Chardonnay, Barriqueausbau; stilistisch eher im Sauternes Bereich anzusiedeln, feine Reife, sehr würzig, schöne frische Säure, etwas Karamel, weder fett noch alkoholisch, ein würdiger Abschluss eines erlebnisreichen Tages am Neusiedlersee; man könnte auch sagen: „Eingefangener Sonnenschein“ (89 MP)
Text: Matthias Dathan