
Weingut Ernst Triebaumer (Neusiedlersee-Hügelland)
Der Mister Blaufränkisch aus dem Burgenland
Am Mittwoch-Nachmittag gegen 16 Uhr führt unsere Weinroute weiter zum westlichen Ufer des Neusiedlersees. Hier im Hügelland werden Weißweine, Rotweine und Süßweine erzeugt, der berühmteste ist der Ruster Ausbruch. Wir besuchen die Familie Triebaumer, welche hier seit 1691 verwurzelt ist. Margarete und Rotweinkönig Ernst Triebaumer sowie die Söhne Herbert und Gerhardt, die im Jahr 2000 die Führung des Weinguts übernahmen. Sohn Richard und Tochter Elsa widmen sich der Feinkost.
Im Innenhof eines unscheinbaren und traditionellen Anwesens, weit von moderner Architektur entfernt, erwartet uns Herbert Triebaumer, fröhlich gestimmt.
Mit ihm ging’s gleich „aufi“ in die Weinrieden. 20 ha Rebfläche bewirtschaftet die Familie. 75% rot mit blaufränkischem Übergewicht, auch im Programm Cabernet Sauvignon und Merlot für die Rotweincuveés Maulwurf und Tridendron, Saint Laurent und etwas Blauburgunder. Bei den Weißen sind die Sorten Chardonnay, Sauvignon blanc, Welschriesling, Grüner Veltliner und Gelber Muskateller vertreten. Zu den wichtigsten Weinbergslagen der Triebaumers zählen Marienthal mit 4 ha Rebflächenanteil (Gesamtfläche 10 ha)und Oberer Wald. Der „Blaufränkisch Marienthal“ von „ET“ hat längst einen legendären Ruf und gehört zum Besten, was das Burgenland zu bieten hat. Die ältesten Rebstöcke dieser Lagen zählen 55 Jahre und gedeihen auf Böden, die von Muschel- und Korallenkalk geprägt sind. Vom Marienthal blicken wir direkt zum See und den Lagen Oberer Wald, Gmärk und Pandkräftn. Herbert erzählt über die liebevolle Pflege der Weingärten, denn für die Triebaumers ist der Respekt vor der Natur oberstes Gebot. Gesunde Böden, vitale Reben, Insektenreichtum lassen eine Pflanzenvielfalt wachsen, blühen und fruchten. Auf Herbizide, Kunstdünger und künstliche Bewässerung wird verzichtet. Alles ist mit allem verbunden und wirkt sich aufeinander aus. Sie wollen den traditionsreichen, ursprünglichen Weinbau erhalten und pflegen. Großartig!
Wieder im Gut eingekehrt, besichtigen wir die Weinkeller. Auch hier wird sowenig wie möglich in die Natur eingegriffen. Achja, die Entrappung der qualitativ hochwertigen, handgelesenen Trauben findet schon im Weingarten statt. Schonende Pressung und Maischung, einmaliges Abpumpen vor der Gärung (Spontanvergärung seit 10 Jahren), fertig!
300-, 500- und 5000-Liter Holzfässer machen es sich im Fasskeller gemütlich. Hier führen wir auch ganz urig unsere lässige Degustation im Stehen durch, bei der sich auch Gerhard Triebaumer kurz dazu gesellt. Eröffnet wird mit einem erfrischend leichten Gelben Muskateller, weiter mit Rosé, zwei Chardonnays, einigen Blaufränkisch und roten Cuveés. Als Nachtisch 2010er Eiswein und ein 1999er goldorange leuchtender Ruster Ausbruch Essenz. Wie süß!
Verkostungsnotizen
dunkles granatrot, violette Reflexe, intensiver Duft nach Waldbeeren, Pflaumenmus, Pfeffer, leicht rauchig, festes Tannin, extraktreich, kraftvoll in den Tiefgang, 20 Monate/300-Liter-Holzfass
tiefdunkles rubinrot, leicht orange Reflexe, Schwarzkirsche, Zwetschge, Lorbeer, Lakritze, etwas Schokolade; saftig, frisch, samtiges Tannin, zarte Säure, vollmundig & elegant; 18 Monate/300-Liter-Holzfass.
Die Triebaumers – sympathisch & bodenständig, setzen keinen Riegel für die Vielfalt, wollen einen Wein für jeden!
Fazit: klasse Weine! konsequenter Weg! stolze Winzer! weiter so!
„Aufi, aufi, aufi!“
Text: Grit Virkus