Weingut Sattlerhof (Südsteiermark)

Ein Ort kann noch so schön sein, seine Seele wird immer von Menschen bestimmt.

oesterreichsattlerhof1_220x189Dass uns der Aufenthalt am Sattlerhof noch lange in Erinnerung bleiben wird, verdanken wir nicht nur den superben Weinen des Hauses, sondern auch dem „Genießerhotel“ und dem von Willi Sattlers Bruder Hannes betriebenen Haubenrestaurant. Junior Alexander nahm sich viel Zeit für uns und führte uns vor der ausgiebigen Weinprobe zunächst in die pittoresken Weinberge. Unumstrittene Leitsorte des Sattlerhofs ist der Sauvignon Blanc (ca. 60% Tendenz steigend), die das Weingut auch zu internationalem Ruhm verhalf. (Ganz zünftig gab’s im Kranachberg gleich mal einen 2010er Sauvignon, der jede eventuell aufkommende Müdigkeit hinwegspülte.) Vor einigen Jahren, genauer vor 280 Millionen, war hier ein Urmeer, was heute mineralischen Muschelkalk und beste Wachstumsbedingungen bietet. Trotz der stattlichen 33 ha Rebfläche werden die Trauben im Sattlerhof ausschließlich händisch gelesen, in Anbetracht der teils sehr steilen Lagen allerdings sowieso nicht anders möglich. „Alles wächst hier ein wenig wie im Regenwald“, erzählt uns Alex und spricht schmunzelnd von „Steirisch Kongo“. Die vergleichsweise vielen Niederschläge (im Durchschnitt 1200 mm!) und der damit einhergehende „Pilzdruck“ machen es den Sattlers, die sich als eines von wenigen Weingütern der Region für den biodynamischen Weinbau entschieden haben, nicht eben einfacher. Ein sorgfältiges Mulchen und Begrünen ist hier besonders wichtig. Mit der gutstypischen Konsequenz ist im Sattlerhof auch mit dem Thema „Verschlussart“ umgegangen und hat ab dem Jahrgang 2004 für nahezu alle Weine den Glasverschluss eingeführt. Ein herzliches Danke und ein großes Kompliment an Alex, der uns ebenso kompetent wie charmant durch Weinberge und Weinprobe führte! In einer Broschüre des Sattlerhofs heißt es: „Ein Ort kann noch so schön sein, seine Seele wird immer von Menschen bestimmt.“ Sie verstehen nicht nur etwas von guten Weinen und gutem Essen, die Sattlers.

oesterreichsattlerhof3_220x189Die Weinberge:
Kranachberg:

beste Sauvignon-Lage (jedes Jahr ausverkauft) teils 45-jährige Stöcke
Weingutsanteil: 2,5 ha
Höhenlage zwischen 350 und 500 m
Pfarrweingarten
100% Burgundersorten
ehem. Korallenriff = Muschelkalk = perfekt für Burgundersorten
die 4 ha große Riede ist sozusagen in Monopolpacht von der Pfarrgemeinde; die mittlerweile 35-40 Jahre alten Reben wurden vom Großvater gepflanzt
Sernauberg
Boden wieder sandiger; hier wurden (auch vom Großvater) SB, Morillon und Muskateller (45-50 j.) gepflanzt; Aromen hier sind etwas floraler
sanfter Rebschnitt (aus Friaul & Sizilien kommend): Stock wird weniger belastet

Die Einstiegsdroge:

2012 Vom Sand (einziger Wein mit Drehverschluss)
Der Erfrischungsdrink für Erwachsene! Leicht mit herrlicher Säure und Zitrusnoten. Wie der Name schon sagt, stammen die Trauben dieser aus Sauvignon Blanc (80%), Welschriesling und Weißburgunder (jeweils 10%) bestehenden Cuvée von Böden aus von marinem Sand (und Muschelkalk).

Die Steirischen Klassiker:
Die Weine der Basis-Linie „Steirische Klassik“ sind allesamt leicht, frisch, jung zu trinken und zu 100% im Stahltank ausgebaut.

2012 Morillon
Die Trauben kommen größtenteils aus dem Pfarrweingarten. Zart mineralisches Bukett mit Beiklängen von Walnuss, Apfel und Pampelmuse. Schöne Dichte am Gaumen.

2012 Muskateller
12 Stunden Maischestandzeit (so bleibt der abgepresste Traubensaft länger mit den Traubenhäuten in Kontakt. Rund 60% der Aromen kommen aus der Traubenhaut.)
Herrlich exotisches, jedoch angenehm „leises“ Bukett mit Noten von Ananas, Litschi, Ingwer und Melisse. Lebendiges Säurespiel. Der perfekte Aperitif für die Sommerterrasse!

2012 Sauvignon Blanc
Der wichtigste Sattlerhofwein sowohl fürs Inland als auch für den Export. Ein (burgundisch gesehen) Village-Wein mit Kraft und Finesse. Hier ist nix vordergründig, dropsig oder allzu grün. Im Duft feine Würze, Zitrus, und Johannisbeer-Blüte. Kühler Typ!

Der Sauvignon-Block:

2011 SB Kranachberg (ab September im Verkauf)
noch in der Tiefschlafphase, schöne Struktur, kraftvoll, recht dicht, viel Potenzial

2010 SB Kranachberg
Der Wein aus diesem sehr kühlen Jahrgang präsentiert sich wesentlich offener. Exotisch mit schöner Säure im Finish.

2008 SB Kranachberg
Aprikose, Marille, ganz leichter Spargelton, mineralischer und gradliniger am Gaumen

2006 SB Kranachberg
sehr sauber + reintönig, weniger Exotik, feine Textur, langer Nachhall

Bonustrack 1:

2011 SB Element*
Der Wein von Junior Alexander. Sein 2011er Premierenjahrgang unterscheidet sich stilistisch – wie es sich gehört – von den Weinen von Papa Willi. Im Bukett leicht würzig mit saftiger Stachelbeernote sowie Beiklängen von Zitrone und Passionsfrucht. Zugleich Frische (2/3 reduktiv im Stahl ausgebaut) und Cremigkeit (1/3 im gebrauchten Holzfass). In jeder Hinsicht sehr vielversprechend! Jeder Vaterschaftstest ist hier überflüssig – Alex hat das „Sattler-Gen“!

* Im Namen sollen die vielen Elemente transparent werden, die den Jungwinzer Alex und damit dieses Wein beeinflusst haben: seine Ausbildung, seine Lehr- und Wanderjahre (u.a. in der Schweiz und Neuseeland), die Erfahrungen seines Vaters Willi sowie natürlich die Wachstumsbedingungen rund um den Sattlerhof.

Bonustrack 2:

2007* SB Privat
(dieser Wein erscheint auf keiner Liste und ist treuen Privatkunden vorbehalten)
Der Wein ist der einzige SB mit Holzeinsatz. Die bestens ausgereiften, extraktreichen Trauben stammen aus dem Kranachberg und dem Pfarrweingarten. Ausbau in 600-Liter-Fässern & in gebrauchten Barriques. Mächtig beeindruckend und zugleich mächtig und filigran am Gaumen, sehr komplexe Aromatik, nicht enden wollender Nachhall. Mein Highlight!

*2007 nach dem Jahrhundertjahrgang 1997 der beste Jahrgang.

Der Morillon-Block:

Der Pfarrweingarten ist die wärmste Lage des Gutes und ist mit seinem durch mineralischen Muschelkalk geprägten Terroir der ideale Weinberg für Burgundersorten wie den Chardonnay, den sie in der Steiermark nur Morillon rufen. Durch die Kraft und Opulenz des Traubenmaterials werden diese Weine im Barrique ausgebaut. Die Familie Sattler hat diese exponierte „Große STK-Lage“, die sich nach wie vor im Besitz der Pfarrgemeinde befindet, seit vielen Jahren in Monopolpacht.

2011 Pfarrweingarten Morillon
Leicht reduktiv in der Nase, neben Zitrusnoten auch Anklänge von Gwürzen und Nüssen. Straff am Gaumen, finale Mineralität. Ein Langstreckler der gerade das Laufen lernt.

2007 Pfarrweingarten Morillon
etwas kräftigere Holztöne, schöne Cremigkeit

2003 Pfarrweingarten Morillon
Noch mit Naturkorken. 2003 wie in Deutschland ein sehr warmes Jahr. Sehr schöne Reife, am Gaumen dicht und opulent.

Der heimliche Star:
2007 Pfarrweingarten Weißburgunder
Unglaublich jugendlich und komplex. Bestens eingebundene Holznoten. Hochfeine & elegante Textur. Der Wein bestätigt einmal mehr: Im Sattlerhof ist der 2007er der beste Jahrgang der Dekade. Für mich des „Reserve-Highlight“.

Text: Christoph Arend

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