Donnerstag, 12. März 09 Seitensprünge und Zugaben

Besuchte Weingüter: [Weutz], Polz, Braunstein, [Pasler]

Abendessen und Übernachtung: Weingasthof Pauli’s Stuben

weutz_220x189Destillerie Weutz
Was kann sich der neugierige und tolerante Weinreisende für den Morgen nach einer kurzen Nacht vorstellen: eine Whisky-Verkostung! Dieser Seitensprung lohnt allemal, denn die Obstbrände und erst recht die Whiskys gehören in die Rubrik „Abgefahrene Neuheiten“. Charmant und informativ lässt uns Brigitte Weutz einen Großteil des beachtlichen Sortiments probieren. 11 Brände und 12 Whiskys – sind sie zu stark, bist Du zu schwach…Eine sehr interessante Probe mit völlig neuen Geschmackserfahrungen, die wir womöglich irgendwann auch unseren Kunden zukommen lassen wollen!

polz_220x189Weingut Polz
Die Präsentation des Weinguts Polz war schon allein deshalb etwas ganz Besonderes, weil sie nicht am schönen Weingut der Familie, am Grassnitzberg stattfand, sondern im „Steirereck am Pogusch“. Das Wirtshaus bietet eine derartige Fülle verschmitzter Accessoires, dass man eigentlich mit einem Dauergrinsen herumlaufen müsste. Unabhängig von der (sehr preiswerten!) „Haubenküche“ bietet das „Steirereck“ Erlebnisgastronomie der besonderen Art! Ein würdiger Ort für eine Verkostung der superben Polz-Weine! Nach einem ausgezeichneten Essen ging’s dann fließend über in die Degustation. Diese zeigte einmal mehr, mit welch traumwandlerischer Sicherheit die Polzens die Jahrgänge „zu lesen“ vermögen. Ob die frischeren „Steirischen Klassiker“ des Jahrgangs 2008 oder die (ebenfalls noch sehr jugendlichen) Premiumweine aus ’07 oder ’06: etwas Besseres als das Weingut Polz kann man in der Steiermark eben nicht erwischen! Der einzelnen Rebsortenstilistik wird ebenso sorgfältig Genüge getan wie dem Weinberg als dem charakterprägenden Ursprungsort des Weines.

Verkostungsnotiz:
2007 Sauvignon Blanc Hochgrassnitzberg
[Dieser 1985 von den Polzens erworbene, direkt an Slowenien grenzende Weinberg ist eine der erhabenen Grand-Cru-Lagen der Steiermark. Die 15 Mill. Jahre alten Muschelkalkböden bieten dem Sauvignon Blanc (wie dem Morillon) ideale Wachstumsbedingungen – ein Jurassikpark des Weines. Erst im Mai Verkauf]
Verführerisches, opulentes Bukett mit rauchigen Anklängen (Walter Polz fühlt sich an Kindheitserlebnisse mit Feuersteinen erinnert); perfekt dosierte Säure; grüne Aromen, eskortiert von einem Korb exotischer Früchte; großer Wein mit glasklarer Struktur und hoher Lebenserwartung

Fazit: 1000 Dank der Familie Polz für seligmachende Stunden! An einem genialen Ort erleben wir die wunderbare Verschmelzung der Schnee-Steiermark mit der Wein-Steiermark. Polz – ein „Steirischer Klassiker“ mit einer ganz starken Vorstellung!

braunstein_pasler_220x189Weingut Birgit Braunstein & Weingut Martin Pasler
Zurück ins Burgenland: Am frühen Abend hatte uns der Neusiedlersee wieder. Das Weingut „BB“ war auf Empfehlung in unser Reiseprogramm gerutscht und hatte, wie sich noch herausstellen sollte, eine sehr interessante Zugabe zu bieten.
Als Empfangschef durften wir Birgits Vater Paul Braunstein kennenlernen. Ein Unikum mit einer ansteckenden Herzlichkeit und ein „Modellathlet“ für schwejkschen Humor! (Er hasst Macho-Sprüche und hat leider in der Familie gar nichts zu sagen!) Seit kurzem erhielt er die Ehrenbürgerschaft der Stadt Purbach. Gratulation an beide, an den Geehrten und an das Städtchen!
Vater Braunstein führte uns zum Weingut, einem alten, für diese Region typischen Streckhof, wo wir von Birgit Braunstein freundlich begrüßt und durch den Weinkeller geführt wurden. Dass die „Keller“ hier zumeist ebenerdig sind, liegt am nahen See, der für einen hohen Stand des Grundwassers sorgt.
Birgit Braunstein hat einen „Mischbetrieb“ zu führen: die kleinen Gewächse reifen seit 1998 im Weingut heran, sind Zwillinge und heißen Maximilian und Felix. Die großen werden uns in einer kleinen, gemütlichen Verkostungsstube präsentiert. Die Weißen kommen im klassischen, fruchtbetonten Stil daher, die Roten – für das Weingut noch einen Tick wichtiger – besitzen allesamt Struktur und Charme. Auch Birgit Braunstein befindet sich in einer Umstellungsphase auf Biodynamie. Ein Jahrgang wie der 2008er mit Hagel und viel Wasser macht da die Weinbergsarbeit nicht eben leichter. So wie sie ihn gemeistert hat, erhält sie „sogar“ vom (anrührend stolzen) Papa Paul großes Lob.
Nun noch kurz zur „Zugabe“: Birgit Braunstein ist verheiratet mit Martin Pasler, einem Süßweinspezialisten aus Jois. Seine Weine überzeugten nicht nur sensorisch, sondern auch konzeptionell.
Es folgte ein tolles Essen im familieneigenen „Weingasthof Pauli’s Stuben“. Wir kennen ja noch nicht die analytischen Werte der Braunstein’schen und Pasler’schen Weine, aber in ihnen scheint eine magische Kraft innezuwohnen, die den Genießer in eine Welt des Lächelns und der Unbeschwertheit eintauchen lässt. Es war jedenfalls ein ausgesprochen fröhlicher und unterhaltsamer Abend! Vielen Dank unseren Gastgebern!

Verkostungsnotiz:
2007 Blaufränkisch Heide
[Die „Heide“-Weine kommen aus den besten Lagen des Leithaberges. Eine Süd-Ost-Lage mit kargen, kalkreichen Böden und Schieferanteil. Gärung im Edelstahl; Ausbau in gebrauchten Barriques und im großen Holz]
Schönes, dunkles Rubin; typische Blaufränkisch-Nase mit intensiver Brombeernote; pfeffrig-würzig, weich und mild; kraftvoller Typ mit feiner Tanninstruktur

Fazit:
Warmherzige Gastgeber – beeindruckende Weine – überzeugende Philosophie(n). Menschlich und önologisch eine Erfahrung, auf die wir dankbar zurückblicken.

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