09.08.10 – Gut Hermannsberg

Gut Hermannsberg – einer der spannendsten Plätze des deutschen Weinbaus

hermannsberg_220x189Am frühen Abend ging’s mit lockeren 90 Autominuten an die Nahe. Hier, am neuen alten Gut Hermannsberg kann man mit Burgundern (zumindest im Weinberg) nicht viel anfangen. Die teils durch Sprengungen von der Natur abgerungenen Weinberge wollen mit ihren Porphyrböden nur einen sehen: den Riesling!

Und noch einen! Karsten Peter, von dessen önologischem Talent wir uns schon bei seiner Tätigkeit im elterlichen Weingut in der Pfalz überzeugen konnten, hat hier in der ehemaligen „Königlich Preußischen Weinbaudomäne“ den „Job seines Lebens“ gefunden. Auch bei Peter kann man Infotainment vom Feinsten erleben und die Weinbergswanderung wird zum unterhaltsamen Lehrpfad. So nennt er den Hermannsberg (nach dieser „Grand-Cru-Lage erfolgte die Umbenennung) einen „Schlofkopf“, denn er ist träger in der Aufnahme und Weitergabe der Wetter- und Klimaeinflüsse; ganz anders die Kupfergrube, die wesentlich sensibler und schneller reagiert. Herrlich!

Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich, aber ein bisschen wirkt das Projekt Hermannsberg wie die nicht allzu weit entfernte TSG Hoffenheim: Es gibt einen Investor, der Trainerstab findet beste Trainingsbedingungen vor und kann sich eine Mannschaft zusammenstellen, die schon nach kurzer Zeit in der ersten Liga spielen kann. Der feine Unterschied: Hier muss man im „Vereinsnamen“ nicht auf Tradition machen. Im Gut Hermannsberg schaut man auf eine beeindruckende Geschichte und kehrt nach vielen Jahrzehnten nicht nur wieder in die höchste deutsche Spielklasse zurück, die Champions League ist ein absolut realistisches Ziel!

Zurück zu den Rieslingen, deren expressive Mineralität uns immer wieder in den Bann zieht. Faszinierend, wie sich die Stilistik von den Ortsweinen bis zu den Grossen Gewächsen zieht: hier die eiszeitlich geprägten (schöne Eselsbrücke!), etwas „kühleren“ Niederhäuser Weine, dort die vulkanisch geprägten Schlossböckelheimer: noch einen Tick schlanker und mineralischer, mit sehr präziser Frucht und betont frischer, knackiger Säure.

Zu den beeindruckenden Weinen gibt es auch noch ein wunderschön gelegenes Gutsgebäude. Bei der Vegetation könnte man auch erwarten, dass im Verkostungsraum kein Riesling, sondern Chianti Classico ausgeschenkt wird. Vielleicht schießen wir uns mit diesem Tipp ja ins Knie, aber auch Sie könnten da wohnen! An einem der spannendsten Plätze des deutschen Weinbaus.

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