10.08.10 – Battenfeld-Spanier & Kühling-Gillot

Ein Ehepaar – zwei Weingüter!

battenfelg_kühling_220x189Dass sich Eheleute alles teilen, hält einem bierernsten Wirklichkeits-Check ja eh nicht stand. Carolin Gillot-Spanier und ihr Mann Hans Oliver aber teilen sich gleich zwei Weingüter! Das Weingut von „H.O.“, zugleich unser Reiseziel, liegt im Süden Rheinhessens. Seine Hohen-Sülzer Lagen sind eher durch Böden mit hohem Kalkanteil geprägt, die wesentlich steileren Weinberge des Weinguts Kühling-Gillot liegen an der sogenannten Rheinfront im nördlichen Teil der Region und haben einen hohen Anteil von rotem Schiefer.
Mit H.O. geht’s gleich in die biodynamisch gepflegten Weinberge. Zur gesteuerten und gewollten Ertragsreduzierung, die bei beiden Weingütern sehr konsequent durchgeführt wird, kam in diesem Jahr noch eine „außer der Reihe“ dazu. Eine ebenso natürliche wie unerfreuliche: Hagelschlag! Von den Erntemengen wird 2010 (und das gilt für alle deutschen Anbaugebiete) sowieso schon kein Rekordjahr und dann das…
H.O. führt uns auch zum Frauenberg und einem völlig verwilderten Hügel. „Den will keiner!“ darf sich Spanier sicher sein und schon wird das Thema für ihn interessant. Er hat sich genau mit Böden und Mikroklima beschäftigt und ist vom großen Potenzial dieser unscheinbaren Brache überzeugt. Nicht, dass die Weine von Battenfeld-Spanier keiner will, aber es gibt kaum etwas, was Spanier mehr anödet als gesichtsloser Durchschnitt. Und so liegt es in der Natur der Sache, dass seine charaktervollen Weine polarisieren wie kaum andere.

Umso spannender ist die anschließende Weinprobe in der mondänen Verkostungslounge! Das Gemeinsame hier (die önologische Handschrift und Philosophie der Menschen hinter dem Wein) – die terroirbedingten Unterschiede (Kalkstein vs. Schiefer) da – wir erlebten eine hochwertige und hochspannende Verkostung.
Mein persönlicher Favoriten:
Als Kollektion: BattenfeldSpanier! Schon auf der ProWein unter meinen persönlichen Top 3 aller deutschen Weingüter, faszinieren die Weine mit ihrer Klarheit und stilistischen Konsequenz.
Als Wein: Der Nullneuner Riesling aus dem Pettenthal! Ganz großer Sport! (Wird das ’ne Serie? Der Wein war schon im Vorjahr mein absoluter Favorit aller GG!!!)

Umso zünftiger unser letzter Programmpunkt: Treffen mit Roland Gillot, Carolins Vater, in genau jenem Pettenthal! Der Rundblick über diese berühmten Weinberge und den ruhig vor sich hin fließenden Vater Rhein beamt mich in einen Thomas Mann Roman, doch die am Horizont auftauchende Skyline von Frankfurt und der Gedanke, dass U2 da heute spielt, holen mich schnell wieder in die Realität zurück. Zum Glück, denn was Roland Gillot zu erzählen hat, sind wunderbare Geschichten aus dem Leben.
Mittendrin statt nur dabei! Dem Rhein als Lebensader und Klimaanlage seiner Weinberge ist Gillot tatsächlich auf den Grund gegangen. Wenn der Fluss mal extrem wenig Wasser führt, sucht Gillot gerne nach angeschwemmten Fossilien und fand unter anderem…einen Süßwasserhai! (wahrscheinlich ist das peinlich, aber von diesen entfernten Verwandten des Weißen Hais hatte ich vorher nie gehört; ein Grund mehr mal ins Paläontologische Museum in Nierstein zu gehen).

Zum Schluss ging es zu einem kleinen Filetstückchen nach Nackenheim: in den Rothenberg mit seinen noch teilweise uralten wurzelechten Rebstöcken. Was für ein Schatz! Was für ein Geschenk der Natur!

Reichere Leute waren wir, als wir gegen 1 Uhr nachts auf unserem „Wassergrundstück“ in der Beusselstraße ankamen und mit mir stieg ein Gefühl der Dankbarkeit und Zufriedenheit aus dem „Jumpy“. Irgendwie haben wir schon einen guten Geschmack…

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